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DMAV: Operation am offenen Herzen

Pascal Megert, Leiter des Amtes für Geoinformation in Appenzell ­Innerrhoden (links im Bild) und Christian Grütter von swisstopo (rechts) arbeiten gemeinsam an der Einführung und Umsetzung von DMAV in den Pilotkantonen und schließlich in der gesamten Schweiz.

Die Amtliche Vermessung spannt den Bogen von historischen Grenzverläufen bis hin zu modernen Datenmodellen. Oben: Historischer Grenzstein aus dem Kanton Appenzell Innerrhoden.

rmDATA Geomatik bzw. rmDATA GeoMapper ist eines der Software Produkte, die in der Pilotphase als Produktionswerkzeug getestet wurden.

Die Amtliche Vermessung Schweiz steht vor einem Meilenstein: Die Einführung des neuen Datenmodells DMAV

Das neue Datenmodell Amtliche Vermessung (DMAV) vereinfacht Strukturen, erhöht die Datenqualität und schafft neue Nutzungsmöglichkeiten. Statt vieler kantonaler Modelle gibt es künftig ein einheitliches. Acht Kantone testeten das Modell im laufenden Betrieb – darunter Appenzell Innerrhoden (AI) mit rmDATA Geomatik

Im aktuellen GeoNews-Interview mit Christian Grütter (Bundesamt für Landestopografie swisstopo) und Pascal Megert (Amt für Geoinformation in AI) ziehen wir Bilanz, sprechen über Erfahrungen und beleuchten Chancen und Herausforderungen für die Zukunft.


Über Motivation und Ziele

GeoNews: Herr Grütter, was ist Ihre Aufgabe als Projektleiter und Kantonsgeometer bei der Einführung des DMAV für alle teilnehmenden Piloten?
Christian Grütter: Ich leite bei swisstopo das Projekt DMAV zur Konzeption und Einführung des neuen Geodatenmodells. Para­llel bin ich Kantonsgeometer in Appenzell Innerrhoden und dort für die Einführung des DMAV verantwortlich.
 

Wie unterscheidet sich DMAV von den bisherigen Datenmodellen der amtlichen Vermessung?
Christian Grütter: Die wichtigsten Neuerungen sind der Wegfall kantonaler Erweiterungen, die Integration externer Geodaten, die Historisierung von Geodaten sowie die Möglichkeit, Erfassungsregeln direkt im Modell abzubilden.

Warum wurde die Einführung eines neuen Datenmodells über einen Pilotbetrieb organisiert? 
Christian Grütter: AV-Daten sind Georeferenzdaten und bilden das Fundament für viele weitere Geobasisdaten. Die Einführung des neuen Modells verändert Prozesse und Systeme von Gemeinden, Kantonen und Bund tiefgreifend. Ein schrittweises Vorgehen war daher zwingend. 
Der Pilotbetrieb sollte Kinderkrankheiten frühzeitig aufdecken und den Wissenstransfer von den Pilotkantonen zu den übrigen Kantonen sicherstellen, damit diese bei ihrer Umstellung von den Erfahrungen profitieren.

Zur Pilotphase

Herr Megert: Als Leiter des Amtes für Geoinformation im Kanton Appenzell Innerrhoden waren Sie direkt mit der Datenprüfung in Ihrem Kanton betraut und standen in regem Austausch mit dem Nachführungsgeometer Raphael Breu von Hersche Ingenieure AG. Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit?
Pascal Megert: Wir pflegen seit Jahren einen engen und vertrauensvollen Kontakt mit unserem Nachführungsgeometer. Diese Zusammenarbeit trägt wesentlich zur hohen Qualität der AV in unserem Kanton bei. Der Umstieg auf DMAV ist absehbar und für uns war es selbstverständlich, dass wir diesen frühzeitig anpacken und technisch begleiten.

Nachdem unser Nachführungsgeometer, Raphael Breu, die Absicht geäußert hatte, damit auch einen Wechsel der AV-Software zu rmDATA vorzunehmen, war es umso wichtiger, auch einen guten Draht zum Hersteller aufzubauen.  

Wie sehen Sie die Zusammenarbeit mit Christian Grütter als Projektleiter bei swisstopo?
Pascal Megert: Sehr positiv. Durch seine Doppelrolle als Projekt­leiter und Kantonsgeometer war die Kommunikation direkt und unkompliziert. Ich konnte mich auf meine Kompetenzen im Geoinformations- und Datenmanagement konzentrieren. Meine Erfahrung mit den Daten des bisherigen Modells war sehr hilfreich.

Herr Grütter, erzählen Sie uns bitte, wie die Pilotphase in der Praxis verlief. Gab es Stolpersteine?
Christian Grütter: Die Abhängigkeit von Dritten war herausfordernd. Die Umstellung der AV-Systeme verzögerte sich stärker als erwartet, was einen flexibleren Terminplan und eine Verlängerung der Pilotphase nötig machte. 

Dennoch forderte die Fachstelle des Bundes von den Pilotkantonen Zwischenberichte per 30. Juni 2025 ein. Diese zeigen: Die Pilotphase war nicht immer optimal, aber das Modell wird als realistisch und umsetzbar eingeschätzt. Kantone und Software-Hersteller sind motiviert, DMAV einzuführen, und haben wertvolle Hinweise für die schweizweite Umsetzung geliefert.

Zu den Ergebnissen

Herr Grütter, was sind für Sie die größten Erfolge der Pilotphase?
Christian Grütter: Besonders erfreulich ist die Motivation der Pilotkantone, DMAV 1.0 gründlich zu testen, und dass es Kantone wie Appenzell Innerrhoden oder Freiburg gibt, die möglichst rasch von der Pilotphase in die Produktionsphase übergehen wollen.  

Herr Megert, Sie prüfen die Daten der AV und das Ergebnis von rmDATA Geomatik, der Software, die im Pilotkanton AI zum Einsatz kam. Mit welchen Tools arbeiten Sie?
Pascal Megert: Die Daten werden nach einem standardisierten Transfermodell in XML exportiert. Die Definitionen sind in Interlis beschrieben, was einheitliche Strukturen sicherstellt und die Prüfung erleichtert. Wir nutzen verschiedene Open-Source-Tools, GIS-Software und ETL-Werkzeuge, um die Daten umfassend zu prüfen.

Können Sie uns Beispiele nennen, bei denen DMAV die Datenqualität oder die Effizienz der Prüfprozesse im Kanton konkret verbessert hat?
Pascal Megert: Der Wechsel von Interlis1 auf Interlis2 brachte bereits große Effizienzgewinne. Mit den erweiterten Prüffunktionen können wir eine noch höhere Datenqualität sicher­stellen. DMAV ist damit ein zentraler Schritt hin zur digi­talen Zukunft der amtlichen Vermessung. Ohne DMAV wäre ein digitaler Zwilling der Schweiz kaum denkbar. Und nicht zuletzt leistet die amtliche Vermessung als wichtigster Georeferenzdatensatz einen wesentlichen Beitrag zur Sicherung des Grundeigentums.

Mit welchen Herausforderungen waren Sie während des Projekts konfrontiert? 
Christian Grütter: Die Kommunikation mit vielen Beteiligten war anspruchsvoll. Zudem mussten Lösungen für kantonale Erweiterungen gefunden werden, um sie in DMAV 1.0 zu überführen oder darauf zu verzichten. Auch die technische Umsetzung war komplex, weil unterschiedliche Organisationen mit verschiedenen Erwartungen beteiligt sind.

Blick nach vorne

Was sind die nächsten Schritte nach der Pilotphase, wie geht es weiter?
Pascal Megert: Zunächst müssen die rechtlichen Grundlagen angepasst bzw. geschaffen und von den zuständigen Gremien genehmigt werden. Zeitgleich bereinigen wir offene Pendenzen und erstellen ein Konzept mit Zeitleiste für die geplante Einführung im Jahr 2026.

Bis wann erwarten Sie die flächendeckende Einführung von DMAV?
Christian Grütter: Der Gesetzgeber hat den 31.12.2027 als Stichtag festgelegt.

Wie sehen Sie den langfristigen Nutzen von DMAV für Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft?
Christian Grütter: DMAV soll ein zentrales Element für Informationssysteme von Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft werden. Beispielsweise sollen die von der amtlichen Vermessung erfassten Gebäude Bestandteil des Georegisters „amtliches Gebäude Schweiz“ werden und so für Informationssysteme von Versicherungen, Banken etc. zur Verfügung stehen.

Wenn Sie ein Fazit aus der Pilotphase ziehen – was ist für Sie die wichtigste Erkenntnis?
Christian Grütter: Mit dem DMAV Version 1.0 operieren wir am offenen Herzen der amtlichen Vermessung und eines ganzen Ökosystems. Jeder Schritt muss sorgfältig und nachhaltig erfolgen. Es zeigt sich, dass eine Einführung in mehreren kleinen Schritten der richtige Weg ist.

Wie beurteilen Sie diese Phase, Herr Megert?
Pascal Megert: Solche Projekte sind anspruchsvoll und erfordern eine enge Zusammenarbeit aller Beteiligten. Eine of­fene, zeitnahe Kommunikation ist entscheidend. Es bleibt noch einiges zu tun, aber ich bin mit dem Stand zufrieden und freue mich auf die Einführung von DMAV in unserem Kanton.

Vielen Dank für das Gespräch!


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